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Rückblick Kammermusik-Festival

Eröffnungskonzert, 2. Juni 2021

(Bilder: Wikipedia gemeinfrei)

 

Mittwoch, 2. Juni 2021, Beginn 17 und 20 Uhr
im Hambacher Schloss

 

ERÖFFNUNGSKONZERT 2021

 

Mandelring Quartett
Benjamin Rivinius (Viola), Paul Rivinius (Klavier) und Gustav Rivinius (Violoncello)

 

Ernö Dohnányi (1877-1960)
Streichsextett B-Dur | Mandelring Quartett mit Benjamin Rivinius (Viola) und Gustav Rivinius (Violoncello)

Gustav Mahler (1860-1911)
Klavierquartett-Satz a-Moll | Mandelring Quartett mit Paul Rivinius (Klavier)

Robert Schumann (1810-1856)
Klavierquintett Es-Dur op.44 | Mandelring Quartett mit Paul Rivinius (Klavier)


Ernö Dohnányi (1877-1960)  |  Streichsextett B-Dur

Ernö Dohnányi, Vater des Widerstandskämpfers Hans von Dohnányi, Großvater des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Klaus und des Dirigenten Christoph von Dohnányi, war eine der faszinierendsten Figuren in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, als Pianist, Dirigent und Komponist eines zu Unrecht weitgehend vergessenen Oeuvres. Über sein erstes Klavierquintett soll der oft so bissige Brahms gesagt haben: „Das hätte ich selbst nicht besser machen können.“ Viele der Qualitäten dieses Opus 1 zeigt auch das Streichsextett in B-Dur, das Dohnányi mit gerade einmal 16 Jahren geschrieben hat. Auf einen weitgespannten Kopfsatz folgt ein Scherzo in der Art eines Mendelssohn‘schen Elfenspuks, unterbrochen von zwei dunkleren Trio-Abschnitten. In Kontrast zum dichten Stimmengeflecht des langsamen Ges-Dur-Satzes steht das abschließende funkelnde Rondo.

Gustav Mahler (1860-1911)  |  Klavierquartettsatz a-Moll

Wie Ernö Dohnányi war auch Gustav Mahler als herausragender Pianist, Dirigent und Komponist eine musikalische Mehrfachbegabung. Auch er verbrachte, wie Dohnányi, seine letzte Lebensphase in den USA. Und sein einziges erhaltenes Kammermusikwerk, der Klavierquartettsatz, ist ebenso wie dessen Streichsextett das frühreife Werk eines 16-Jährigen. Mahler studiert zu dieser Zeit am Wiener Konservatorium, verdient Geld als Klavierbegleiter und versucht parallel, sein Abitur zu machen – was im ersten Anlauf misslingt. Verdrossen schreibt er an seinen Klavierprofessor: „Ihro ‚Wohltemperiertheit‘ werden entschuldigen, wenn ich aus diesem sanften Adagio meiner Gefühle durch die Dissonanzen meines Zornes in ein wildes Finale hineinmoduliere, das wirklich ‚ungemein rubato‘ aufzufassen ist“ – eine Anspielung auf die Bezeichnung „ungemein rubato u. leidenschaftlich“ bei der Quasi-Kadenz der Violine kurz vor Ende des Quartettsatzes.

Robert Schumann (1810-1856)  |  Klavierquintett Es-Dur op. 44

„Die letzte Woche des Septembermonats ist, was unser äußeres Leben betrifft, sehr still hingegangen“, notiert Clara Schumann im Herbst 1842 in das gemeinsame Tagebuch, „umsomehr aber hat mein Robert mit dem Geist gearbeitet! er hat ziemlich ein Quintett vollendet, das mir nach dem, was ich erlauscht, wieder herrlich scheint – ein Werk voll Kraft und Frische!” Tatsächlich wirkt kaum eine andere von Schumanns Kompositionen so musizierfreudig – trotz des Trauermarsches als zweitem Satz und der komplexen Doppelfuge im Finale. Heute ist es eins der beliebtesten aller Kammermusikwerke, und auch die Zeitgenossen waren „entzückt“. Sogar Claras Vater Friedrich Wieck, der noch zwei Jahre zuvor in übler Weise gegen den missliebigen Schwiegersohn in spe zu Felde zog, ist, so hält Clara im Tagebuch fest, „jetzt Feuer und Flamme für Roberts Compositionen“.

Eva Blaskewitz