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»Einen „himmlisch“ schönen Auftakt bereitete der Cellist Isang Enders mit der „Arpeggione“-Sonate. (…) Schubert hat dieses Werk für ein Instrument geschrieben, das sich nicht lange auf dem Markt hielt und als eine Art Zwitter aus Gitarre und Cello auch unter der Bezeichnung „Guitarre d’amour“ bekannt war. Die Bearbeitung für Cello – fast genauso oft erscheint das Stück in der Fassung für Bratsche – gibt Enders die Gelegenheit, einmal als Solist so richtig auftrumpfen zu dürfen. Völlig verschmolzen mit seinem Instrument, zelebriert er einen Schubert voll jugendlicher Energie und Schwung. Daniel Heide begleitet brillant. Seine Fähigkeit, subtil auf die unterschiedlichen Temperamente seiner Mitstreiter einzugehen, ist einfach phänomenal, seine kammermusikalische Kompetenz außergewöhnlich (…)

Daniel Heide und Konstantin Krimmel (Foto: Wilfried Dechau)

Das Ende vom Lied kennen wir: „Erreicht den Hof mit Mühe und Not, in seinen Armen das Kind war tot“ – nie haben wir die vielgehörten letzten Takte des „Erlkönigs“ so intensiv erlebt, wie in diesem Konzert.
Später hören wir das Lied in der Streichquartettfassung in Gestalt des zweiten Satzes aus Schuberts populärsten Beitrag zur Gattung, seines Streichquartetts in d-Moll. Aschfahl stellt das Mandelring Quartett das düstere Kopfthema vor, setzt in den folgenden Variationen fiebrige Impulse, findet das rechte Maß an Getriebenheit und emotionaler Intensität.(…)

Henri Sigfridsson, Nanette Schmidt, Isang Enders (Foto: Wilfried Dechau)

Immer wieder ist von Schuberts „Himmlischen Längen“ die Rede. Die meisten Kritiker verwenden diese Formulierung nicht im positiven, sondern im negativen Sinne, werfen dem „Schwammerl“, wie ihn seine Freunde liebevoll nannten, mangelnde Stringenz vor – ein Vorwurf, den die bravourös agierende Geigerin Nanette Schmidt zusammen mit Isang Enders und Pianist Henri Sigfridsson mit der Wiedergabe des Klaviertrios Es-Dur D 929 nicht ganz entkräften konnten. So sahen sich manche Zuhörer nach über zwei Stunden hochkonzentriertem Lauschen angesichts der endlosen Schubert’schen Wiederholungen zum Abschluss eines ansonsten kurzweiligen Abends einer harten Geduldsprobe ausgesetzt.«

(Markus Pacher, Rheinpfalz, 18. Juni 2022)