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(Bild: Wilfried Dechau)

Gleich zu Beginn des Hambacher Musikfests reißt ein fulminantes, recht unbekanntes Oktett von Clara Wieck-Schumanns Halbbruder Woldemar Bargiel das Publikum hin.
Mit eindrucksvollem Tempo und bestechender Präzision spielte das Quatuor Zaïde seine Premiere beim Festival. Im zweiten Konzertteil ergänzte das Mandelring Quartett die vier Musikerinnen zum Oktett, um dieses rhythmisch-romantische Meisterwerk erklingen und leuchten zu lassen.

Das Eröffnungskonzert wurde vom Deutschlandfunk aufgezeichnet,
Sendetermin ist voraussichtlich der 18. Juni 2024.

Einige Konzerte des Hambacher Musikfests 2024 sind ausverkauft, Konzertkarten gibt es noch für das Festkonzert (Samstag, 19:30 Uhr, „Schubertiade“ mit „Surprise“) im Saalbau und das Abschlusskonzert (Sonntag, „Opulente Klänge“, 18 Uhr) in der Hambacher Jakobuskirche.


 

Nanette Schmidt (Violine), Lauma Skride (Klavier) und Bernhard Schmidt (Bernhard Schmidt) spielten im ersten Konzertteil Clara Schumanns Klaviertrio g-Moll op. 17, Sebastian Schmidt (Violine) und Lauma Skride zuvor Clara Schumanns Drei Romanzen für Violine und Klavier op. 22. Das Mandelring Quartett und das Quatuor Zaïde ergänzten sich nach der Pause zum Oktett, gespielt wurde Woldemar Bargiels Oktett c-Moll op. 15a.

 

Markus Pacher, Rheinpfalz, 31.Mai 2024:

„Ungewöhnlich, weiblich und selten: Mit großer Sicherheit darf behauptet werden, dass fast alle Konzertbesucher sämtliche zu Gehör gebrachten Werke zuvor noch nie gehört hatten. (…) Wenn von einem ungewöhnlichen Konzertauftakt die Rede ist, ist vor allem die Besetzung gemeint. Normalerweise setzen zum Auftakt die Gastgeber selbst die Messlatte für hochkarätiges und klanggewaltiges Musizieren. Davon konnte diesmal keine Rede sein: Die weibliche Seite der Klassik ist sanft und sensibel, und Sebastian Schmidt und Lauma Skride unterstützen dieses Klischee in den drei Romanzen für Violine und Klavier von Clara Schumann mit ihrem zum Dahinschmelzen schönen Liebesgesang. Kann denn Liebe Sünde sein, fragen wir uns angesichts dieser unendlich zart gehauchten gegenseitigen Liebeserklärung. (…)

Das Quatuor Zaïde beim Eröffnungskonzert: Charlotte Maclet, Leslie Boulin Raulet, Céline Tison, Juliette Salmona (Bild: Wilfried Dechau)

Das Quatuor Zaide als zweites Hauptensemble entpuppte sich indes vom ersten Takt an als Erfolgsgarant für das Hambacher Musikfest 2024. Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Die vier jungen Damen sind eine Offenbarung und man(n) muss wirklich aufpassen, angesichts dieser Überdosis an klanglicher und optischer Schönheit nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren und in haltloses Schwärmen zu geraten. Mit Clara Schumanns Variationen op. 20 über ein Thema von Robert Schumann, bearbeitet für Streichquartett von Eric Mouret, nahm die Sensation ihren Lauf. Denn was beim Publikum ankommt, ist schlichtweg atemberaubend: Klänge wie aus einem Guss, definiert durch ein perfekt synchronisiertes Zusammenspiel, das bei aller Emotionalität nichts dem Zufall überlässt. Und das alles wirkt völlig unangestrengt artikuliert und über alle technischen Zweifel erhaben. Chapeau! (…)

Clara [Schumanns] bedeutendstes und größtes Werk, das Klaviertrio g-Moll op. 17: Nanette Schmidt an der Geige, Bernhard Schmidt am Klavier und Lauma Skride treten mit der brillanten und kraftvollen Wiedergabe von Clara Schumanns Opus magnum den Gegenbeweis an und präsentieren die Starpianistin als genuin schaffende Künstlerin, die den Herren der Schöpfung zeigt, wo es langgeht. Schumanneske Züge, also die Nähe zu ihrem Mann, suchen wir vergebens. Allenfalls steckt da ein wenig Mendelssohn drin, vor allem aber ganz viel Clara selbst. (…)

Mit Woldemar Bargiels Oktett c-Moll erfüllt sich einmal mehr das Credo des stets auf der Suche nach hochwertigen musikalischen Raritäten befindlichen Mandelring Quartetts. (…) Woldemar Bargiel ist der von Brahms und Schumann hochgeschätzte Halbbruder von Clara Schumann. Sein besagtes Oktett verströmt bis an die Schmerzgrenze gehende Leidenschaft, die von unseren acht Streicherinnen und Streicher mit einer geradezu explosiven Spielfreude zelebriert wird. (…) Das Doppelquartett lässt sich mit- und hineinreißen in den Sog der Gefühle, ohne dabei auch nur eine Sekunde den roten Faden zu verlieren. Was für ein seltener Hörgenuss: Fulminant die Schlussapotheose mit der gewaltigen, wie in Marmor gemeißelten Fuge und den mitreißenden Tempobeschleunigungen.“

Zum vollständigen Beitrag:
https://www.rheinpfalz.de/lokal/neustadt_artikel,-hambacher-musikfest-die-weibliche-seite-der-klassik-_arid,5653430.html