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Nicht von dieser Welt!

Was für ein Programm! Welche begeisternde Spielkunst!

Der fast lapidare Hinweis, dass „Jubilare“ gern zum Anlass genommen werden, Konzertprogramme zu gestalten, führt auf falsche Fährten. Denn die drei Werke von Fauré (100. Todestag), Bruckner (200. Geburtstag) und Schönberg  (150. Geburtstag), die zur Aufführung kamen, ergänzten sich zu einem herausragenden, außergewöhnlichen Konzert – zu einem überwältigenden Ereignis.

Gabriel Faurés Klavierquintett Nr. 2 c-Moll op. 115 – gespielt vom Quatuor Zaïde und Lauma Skride am Klavier – machte den Anfang.

Gefolgt von Anton Bruckners Streichquintett F-Dur, welches das Mandelring Quartett und Céline Tison (Viola) aufführten.

Und schließlich bildete Arnold Schönbergs Streichsextett „Verklärte Nacht“ op. 4 (nach einem Gedicht von Richard Dehmel) – nach der Pause atemberaubend gespielt vom Quatuor Zaïde, Andreas Willwohl (Viola) und Bernhard Schmidt (Violoncello) – den programmatischen Höhepunkt, der erst in benommener Stille und dann in aufbrausendem Applaus in Sankt Jakobus endete.


„Ein göttlich schönes Erlebnis“

Markus Pacher, Rheinpfalz, 2. Juni 2024

„Selten hat man die Geigen intensiver schluchzen, das Cello inniger klagen, die Bratsche herzzerreißender weinen hören. Zu verdanken ist dies vor allem dem grandiosen Auftritt der vier Damen vom Quatuor Zaide um die Pianistin Lauma Skride. Mit dem im Greisenalter von Fauré geschaffenen Klavierquintett Nr. 2 c-Moll präsentierten sie einen erstaunlich modernen, phasenweise bis an die Grenzen der Tonalität vorstoßenden Avantgardisten. Ein größerer Kontrast ist kaum vorstellbar: Das geniale Werk eines körperlich gebrochenen, gleichzeitig auf der Höhe seiner Schaffenskraft befindlichen alten Mannes, zu neuem Leben erweckt von vier vitalen jungen Damen. (…)

‚Verklärte Nacht‘ von Arnold Schönberg ist eines der besten Kammermusikwerke der abendländischen Musikgeschichte, ein Streichsextett, das eigentlich eine sinfonische Dichtung ist. Andreas Willwohl an der Bratsche und Cellist Bernhard Schmidt ergänzen das Quatuor Zaide und lassen sich von den Damen hineinreißen in den Strudel der Gefühle. (…) Nie zuvor und danach hat Schönberg etwas so Leidenschaftliches komponiert, und niemals haben wir dieses opulente Klanggemälde so kompromisslos emotionsgeladen gehört. Unsere sechs Streicher zaubern zarteste Klanggebilde, präsentieren die ganze Bandbreite zweier am Wendepunkt ihres Lebens stehenden Liebenden. (…)

Von der Nacht zum Licht: In helles Dur mündet das düstere, von dunklen Klangfarben geprägte Psychogramm. Einem Kampf um Leben und Tod gleicht das Spiel des Sextetts. Das Publikum belohnt seinen Mut, spieltechnisch bis fast an die Absturzgrenze zu gehen. Begeisterungsrufe, lautes Fußgetrommel, Standing Ovations – ist das in einer Kirche erlaubt? (…) Ein wahrhaft göttlich schönes Erlebnis!“

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