Sebastian Schmidt winkt den Komponisten auf die Bühne. (Bild: Ursula Baus)
Haydn, eine Uraufführung – und Brahms
Es war das zweite Konzert zum 40. Geburtstag des Mandelring Quartetts und zugleich das letzte Konzert der Klassik-Reihe 2023/24. Zwei Persönlichkeiten verliehen dem Abend einen zusätzlichen Glanz: Der Bratschist Roland Glassl, der viele Jahre Mitglied des Mandelring Quartetts war, ergänzte es zum Quintett. Und der Komponist Christoph Schickedanz war nach Neustadt gekommen, um die Uraufführung seiner Auftragskomposition – ein Quintett zum 40. Geburtstag des Quartetts – zu erleben.
„Wie man mit einem kompromisslos avantgardistischen Klangschocker das Publikum aus den Stühlen reißt und zu Beifallsstürmen zwingt, demonstrierte das explosiv aufspielende Mandelring Quartett im Saalbau.“ (Markus Pacher, Rheinpfalz, 15.4.2024)
Es war „harte Arbeit“, dieses für das Quartett komponierte „Quartenquintett“ einzuüben, doch das Publikum dankte es, dass sich Christoph Schickedanz nicht einfach ein gefälliges Jubiläumsstück einfallen ließ, sondern die Erschütterungen der Gegenwart als Kompositionsleitfaden aufgegriffen hatte.
Aus der Besprechung von Markus Pacher, Rheinpfalz, 15.4.2024:
„Schwerste Probenarbeit ging der Uraufführung voraus, ’natürlich unter der Expertise des Komponisten‘, wie Sebastian Schmidt nach der emotional tief berührenden Wiedergabe des viersätzigen Werks erklärte. (…) Bis an die akustische Schmerzgrenze reichten die erschütternden Töne, die Schickedanz in seiner tonmalerisch radikalen Umsetzung des Krieges in der Ukraine fand. Eine Zumutung für Hörer und Interpreten? Wer die Stimmung im Publikum und unter den Streichern genau beobachtete, wird diese Standardfrage bezüglich Neuer Musik mit einem klaren Nein beantworten. Ganz im Gegenteil: Die hochmotivierte, exzellent vorbereitete Wiedergabe glich einer tiefen Verbeugung vor Christoph Schickedanz und seinem zum Gedenken der Opfer geschriebenem Auftragswerk, das es aufgrund seiner kompositorischen Güte verdient hätte, zu einem Standardwerk moderner Kammermusik zu avancieren. (…) Da rasen im Hochgeschwindigkeitsmodus die Finger heulenden Sirenen gleich die Saiten rauf und runter, das Gehämmer der auf das Griffbrett krachenden Bögen erinnert an Maschinengewehrsalven, dazwischen der warme, leise wimmernde Sound der Bratschen, schmerzerfüllt, hoffnungslos. (…) Und offensichtlich kommt die Friedensbotschaft beim Publikum an – phasenweise hätte man eine Stecknadel fallen hören, regelrecht hypnotisiert verfolgte die aufgeschlossene Hörerschaft die weit über bloße Klangexperimente reichenden musikalischen Verläufe. Was danach geschah, war weit mehr als der bei Uraufführungen normalerweise übliche Höflichkeitsapplaus, sondern glich einer Begeisterungswelle, wie man sie bei einer vergleichbaren Gelegenheit noch selten im Saalbau erleben durfte. (…)
Der Ehrgeiz des Quartetts, immer wieder zu neuen Ufern aufzubrechen, egal ob es sich um vielfach Gehörtes, vergessene Werke der Vergangenheit oder Neukompositionen handelt, ist ungebrochen und signifikant für die jugendliche Frische und Spielfreude abseits jeglicher Ansätze von Routine. (…) Die Musiker agieren (beim Streichquintett op. 111 von Brahms, mit Roland Glassl an der zweiten Viola) abwechselnd mit orchestraler Wucht und kammermusikalischer Intimität, zaubern überirdisch schöne, wunderbar feinnervig gestaltete Klangflächen.“
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Die Erläuterung des Komponisten zur Auftragskomposition der viersätzigen Quintetts finden Sie im Programm, das wir hier als Download zur Verfügung stellen.
> Programm_20240414_DOWNLOAD