Markus Pacher, Rheinpfalz, 12. Juni 2023:
„Manche Klassikfans buchen das Festkonzert vor allem wegen des folgenden Überraschungskonzerts. In diesem Jahr servierten die elf Interpreten in wechselnden Besetzungen eine 13-teilige Zugabenserie, die selbst eingefleischte Klassikmuffel in helles Entzücken versetzt hätte. Den Startschuss für das fulminante Da-Capo-Feuerwerk gaben die fünf Gastbläser mit einer quirlig-sprühenden Präsentation von drei Bagatellen aus der Feder von György Ligeti, mit der gleichzeitig dessen 100. Geburtstag gehuldigt wurde.
„Ich hoffe, Sie können meine falschen Töne von den richtigen von Ian unterscheiden“, warnte ein von Angstschweiß umflorter Sebastian Schmidt, als er sich zum vierhändigen Klavierspiel mit Ian Fountain einfand, um alsdann beherzt die Spanischen Tänze von Moritz Moskowsiki zum Besten zu geben. Danach empfahlen sich Schmidt und Jens Bomhardt mit den Bachianas brasileiras von Heitor Villa-Lobos für Flöte und Fagott und einer halsbrecherisch akrobatischen Bravournummer für Geige und Kontrabass bei einer Etüde von Reinhold Glière als Hochgeschwindigkeitsartisten.
Gartenschlauch in der richtigen Länge
Wally Hase gelang es, das zwischenzeitlich in jener Tonlawine verschüttete Publikum mit ihrer seelenvollen Interpretation eines Wiegenliedes von Gabriel Fauré wieder zu beruhigen, bevor Sebastian Schmidt mit dem legendären „Le canery“ endgültig sein wahres Gesicht als Teufelsgeiger zeigte. Auch 1926 durfte man noch tonal komponieren, demonstrierten Bence Bogányi (Fagott), Jens Bomhardt (Kontrabass) und Nick Deutsch (Oboe) mit einem wunderschönen elegischen Trio von Francis Poulenc. In die „Tiefe-Töne-Gesellschaft“ begab sich schließlich Bence Bogányi, begleitet von zwei Bratschen und Cello im „quirligsten Satz aus den Quartetten von Franz Krommer“. Hat er den Gartenschlauch in der richtigen Länge abgeschnitten, lautete die Masterfrage am Ende des Konzerts. Wir beantworten sie mit einem klaren Ja nach dem Vortrag von Gartenschlauch-Virtuose Johannes Hinterholzer.“